DER RAUMPLAUSCH VII – WEIHNACHTSRAUMPLAUSCH
Veröffentlicht: 04. November 2013
In großen Schritten naht die besinnliche Weihnachtszeit, und so wollen wir uns zum letzten Raumplausch des Jahres treffen, dem Weihnachtsraumplausch. Aber keine Angst: Rote Mütze mit weißem Bommel wird nicht zur Pflichtgarderobe gehören, ist dennoch erlaubt. Wir treffen uns diesmal in … einfach diese Ankündigung öffnen!
Zum letzten Raumplausch des Jahres, dem Weihnachtsraumplausch, werden wir wieder einen ganz besonderen Raum kennenlernen. Auch wenn an dieser Stelle noch nicht verraten wird, welcher genau das sein wird, darf soviel schon gesagt werden: Er ist (für Stuttgarter Verhältnisse) sehr alt! Dafür wird es wieder besten Wein und leckerstes Essen geben! Tragt euch in euren Kalender auf jeden Fall schon einmal den Montag, 2. Dezember 2013 ein: Raumplausch über Tiefgründiges von Mensch, Kultur und Architektur. Ich freue mich auf einen tollen Ausklang des Raumplausch-Jahres!
DER RAUMPLAUSCH VII – WEIHNACHTSRAUMPLAUSCH
Termin: Montag, 2. Dezember 2013, ab 19:30 Uhr
Ort: Weinstube Klösterle, Marktstraße 71, 70372 Stuttgart (Bad Cannstatt) – beim Thaddäus-Troll-Platz, Nähe Neckar
Anmeldung: Bitte um eine kurze Nachricht/Mail oder einen Eintrag auf Facebook, um einen ungefähren Überblick über die Teilnehmerzahl zur Reservierung zu haben. Bitte sobald wie möglich eintragen, wegen der Reservierung!
Die neue Raumplausch-URL: www.DerRaumplausch.de
Wie versprochen werden die Gemäuer alt bei diesem Raumplausch. Wir werden sogar ins älteste Wohnhaus im Großraum Stuttgart gehen, und zwar in die „Weinstube Klösterle“, das sich in einem wunderbar schrägen und schiefen Fachwerkhaus aus dem Jahr 1463 befindet. Einen rechten Winkel sucht man hier vergeblich, aber den brauchen wir auch nicht. Denn dafür erhalten wir viel schwäbische Gemütlichkeit, Essen wie von Muttern und besten Wein aus der Region. Der Name „Klösterle“ leitet sich übrigens aus der Vergangenheit des Gebäudes ab: Im Mittelalter befand sich hier ein sogenanntes „Beginenhaus“. Beginen sind Frauen, die in einer laienreligiösen Gemeinschaft zusammenlebten, die keinem Orden angehörte und kein Klosterleben führte. Sie lehnten starre kirchliche Regeln ab und suchten ein persönliches Verhältnis zu Gott. Die Regeln des Zusammenlebens bestimmten sie selbst, Werte wie ein Leben in Bescheidenheit, „… sich durch eigener Hände Arbeit ernähren können“ und das Gelöbnis der Keuschheit gehörten jedoch meist dazu. Diese Häuser wurden „Nonnenbronn“, „Nonnenhaus“, „Frauenhaus“ oder eben „Klösterle“ genannt. 1983 stand das Gebäude übrigens kurz vor dem Abriss, konnte aber gerettet werden. Wie gut, denn so können wir unseren Weihnachtsraumplausch dort feiern!
Am Raumplausch-Abend wird außerdem wieder ein kleines Raumjournalist-Geschenk verlost. Jetzt schon einmal: Viel Glück!
Parkmöglichkeiten: Ca. 100 weiter am Neckar befindet sich ein öffentliches, kostenloses Parkhaus (neben der Stadtteilbibliothek Bad Cannstatt)
Öffentliche Verkehrsmittel: Auf der anderen Neckarseite befindet sich die Haltestelle„Rosensteinbrücke“, wo die U13 und die U14 sowie die Busse 52, 55 und 56 halten. Von hier geht’s einfach über die schmale Neckarbrücke zum Thaddäus-Troll-Platz. Alternativ fährt man zum Bahnhof Bad Cannstatt und läuft durch die Fußgängerzone.
Nachbericht
Schön war’s wieder einmal beim Raumplausch, der diesmal der Weihnachtsraumplausch war. Das Essen war zünftig, aber gut, der Trollinger Hauswein sehr zu empfehlen – und das, obwohl ein nicht beträchtlicher Teil der Runde Bier getrunken hat, in der Weinstube. Gut, dass man das heutzutage nicht mehr so eng sieht. Vielen Dank an die freundliche und geduldige Bedienung: Wir haben uns sehr wohl gefühlt! (Was man den Bildern hoffentlich ansieht!)
Wie der Zufall es so will, habe ich noch ein paar schöne Geschichten über das Klösterle in meinen Unterlagen gefunden, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte:
1463 entstand wie gesagt das Klösterle, unter der Regentschaft von Ulrich dem Vielgeliebten, als alemannischer Fachwerkbau und diente als Klause für Beginen. Von mehreren mit Holzstegen verbundenen Gebäuden war das Klösterle das Hauptgebäude. Im Erdgeschoss wurde gespeist, in der Kapelle, die im 1476 angebauten Fachwerkerker eingerichtet und mit einer mächtigen, spätgotischen Kreuzrippendecke versehen wurde, gebetet. In dem gleichen Raum ist an einer Wand ein steinernes Sakramentshäuschen eingebaut.
Das erste Dokument, in dem das Klösterle erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1541. Herzog Ulrich von Württemberg führte in seinem Land die Reformation durch unbestimmte gleichzeitig eine Neuordnung der bis dahin geistlichen Besitztümer. Unter die Gebäude aus ehemals „katholischer Hand“, die dabei übergeben wurden, fällt auch das auf 300 Gulden geschätzte Beginenhaus, zudem ein Gärtlein im Sand, ein Krautgärtlein zu Nmiederhoven sowie Güter zu Geisperg gehörten. Die darin noch hausenden acht Schwestern waren: „Anna und Concordia Männerin, Anna Seemännin, Magdalena Ryhlerin, Anna Baumeisterin, Rosina Hüßlerin, Dorothea Wyggelin von Gaißburg, Margreta Tamingerin und Klara Kneißlerin. Sie sollten erhalten die Hälfte ihrer einstigen Einlagen, 50-100 Gulden. Die Anna Baumeisterin, von der niemand weiß, wo sie sein mag, soll, wenn sie sich wieder herzutut, auch ausbezahlt werden, und die Dorothea Weigelin und Klara Knießlerin sollen lebenslang im Spital essen, trinken und ziemliche Bekleidung erhalten, ebenso ein Kind einer der Schwestern.“ Das Leben der frommen Schwestern im „Beginenkösterle“ war nun vorbei. Dort wohnten jetzt die Armen der Gemeinde – durchaus kein übles Leben, wenn man bedenkt, dass Ihnen bei Ihrer täglichen Verpflegung ein Viertele Wein garantiert war.
In der Nacht vom 4. zum 5. November1868 brannte das Klösterle ab, im folgenden Jahr wurde es wieder aufgebaut. Um 1900 enthielt es die Amtswohnungen der beiden Cannstatter Hochwächter und des Armenvaters. Später wurde das Anwesen dann an Canstatter Familien verkauft. Vor vielen Jahrzehnten, als eine Tür in einen der Mauern gebrochen werden sollte, entdeckten die Maurer in einer Höhlung „ eine Anzahl von altem Zinngeschirr“, und später einmal fand man bei Malerarbeiten in einem eingebauten Wandkasten einen Stapel alter Briefe und Dokumente. „Das ‚alte Papierzeug‘ wurde unter großem Jubel der Kinder auf dem Hof des Klösterle verbrannt.“
Das Klösterle war ein sehr vernachlässigtes Stiefkind geworden. Schon 1937 gab es eine amtliche Abbruchverfügung, und im Rahmenplan von Bad Cannstatt 1976 war das Klösterle verschwunden und an gleicher Stelle ein Kaufhaus eingezeichnet.
Seine Rettung verdankt das Klösterle dem Denkmalschutz, dem Verein Alt-Cannstatt und vor allem der Privatinitiative eines Architekten der das Haus 1983 erwarb und restaurierte. Im Frühjahr 1984 konnten die Arbeiten abgeschlossen und das Gebäude wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Heute ist das Klösterle das älteste erhaltene Wohngebäude in Stuttgart.
(aus einem Handzettel, der im Klösterle auslag)
11. November 2013 19:04
Hallo Herr Geuder,
gern möchte ich an Ihrem nächsten Raumplausch am 2.12. teilnehmen.
Viele Grüße
Gabriele Benitz
29. November 2013 12:18
Wir kommen sehr gern
Klaus und Gabi
(evtl. mit Herrn Prof. Huster)